This post is also available in: English (Englisch)
„Shamu kam ma dra!“ – „Schenk mir keine Trockenpilze!“
„Schenk mir keine Trockenpilze!“ ist eine Redewendung im Dzongkha, die sich darauf bezieht, jemandem “Honig ums Maul zu schmieren”, um einen Gefallen zu erlangen. Kurzum, Pilze sind so beliebt und begehrt, dass man damit sogar Menschen manipulieren kann. Am Land und in der Stadt schätzt man frische und getrocknete Pilze, manchmal als Abschiedsgeschenk nach einem Besuch, oder als Mitbringsel für die Gastfamilie. In den letzten Jahren stieg die Bedeutung von Wildpilzen auch als Produkt für den Markt, da sie einen guten Preis erzielen und den traditionellen Speiseplan ergänzen.
Wie alles begann
Vor einigen Jahren entwickelte Bhutan Network zusammen mit dem bhutanischen Reisebüro Bhutan Homestay und dem Mykologen Daniel Winkler die ersten spezialisierten Pilztouren in Bhutan. Es dauerte nicht lange, bis sich einheimische Pilzliebhaber und Pilzliebhaberinnen den Gruppen anschlossen, um die Wälder nach Pilzen zu durchforsten und generell mehr zu Pilzen in Bhutan zu erfahren. Die alljährliche Pilzsuche mit Daniel in den bhutanischen Wäldern ist inzwischen sehr beliebt. Er ist auch stets bereit, den Einheimischen bei der Identifizierung und dem nachhaltigen Sammeln mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und arbeitet mit dem National Mushroom Center (NMC) zusammen. Auf den Pilzreisen stellte sich interessanterweise auch heraus, dass vereinzelt Familien in Bhutan zwar Steinpilze für den eigenen Verzehr sammelten, eine Mehrheit ihn jedoch für ungenießbar hielt!
Im Wissen um die wertvollen Eigenschaften und den hervorragenden Geschmack des Steinpilzes, hat das Bhutan Network zusammen mit dem National Mushroom Center und der Gemeinde Geney im Distrikt Thimphu, Workshops und Weiterverarbeitungsversuche durchgeführt. Diese sollen die nachhaltige Vermarktung des Steinpilzes unterstützen. Der Geschmack und die Beschaffenheit des Steinpilzes erfreuen sich inzwischen immer größerer Beliebtheit und die Gemeinde Geney hat großes Interesse den Steinpilz weiter zu vermarkten. Steinpilze sind auch in Europa sehr beliebt, daher entschied sich die Gemeinde Geney für einen Exportversuch mit gebana, auch um im Zuge der Vorbereitungen ihre Kenntnisse zu vertiefen.
Warum dieser Export der Geney Community hilft
Steinpilze (Boletus edulis und andere Boletus Arten) sind wild wachsende Speisepilz, die weltberühmt für ihre kulinarische Qualität sind und in vielen Regionen hoch geschätzt sind, gesammelt und verzehrt werden. Dazu werden Steinpilze auch weltweit kommerziell vermarktet. Obwohl die Menschen in Bhutan viele Speisepilze kennen und lieben, wurden einheimische Steinpilze zumeist ignoriert.
Da das National Mushroom Center den Wert des Steinpilzes in Europa kennt, hat es in den letzten vier Jahren versucht, die Märkte zu erkunden. Aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung seitens der Regierung konnten jedoch viele Aktivitäten nicht durchgeführt werden. Der Verein Bhutan Network beschloss schließlich zusammen mit Sabitra Pradhan vom NMC die Geney Mushroom Management Group bei einem möglichen Versuchsexport zu unterstützen und auch Workshops zu finanzieren.
Das NMC schult nun regelmäßig in Workshops die Mitglieder der GMMG, 2023 unter anderem auch mit einer Förderung der ADA (Austrian Development Agency). Für das anfängliche Identifikationstraining wurden mehrere Sammler und Sammlerinnen aus allen Haushalten der GMMG eingeladen. Die Schulung umfasste eine großflächige Pilzsuche mit anschließender Fachdiskussion. Die gesammelten Exemplare wurden in Kombination mit anderem Anschauungsmaterial besprochen. Zwar waren die Steinpilze leichter zu finden als die Tricholoma matsutake, sie verderben jedoch schneller, so dass sie nach der Ernte zügig weiterverarbeitet werden müssen. Was die Einheimischen nicht konsumieren, wird daher getrocknet und vermarktet.
Die Plattform für den Marktzugang von gebana trägt unter anderem zur Bekanntmachung des Steinpilzes in Bhutan bei und schafft einen Mehrwert, indem sie aufzeigt, wie sehr der Speisepilz auch in Europa geschätzt wird. So war es auch mit dem Matsutake in Japan, und jetzt haben die Gemeinden ein besseres Einkommen. Die GMMG und das NMC knüpfen auch Kontakte zu Chefköchen und –köchinnen in der gehobenen Hotellerie in Bhutan und diese sind vom Geschmack und von der Qualität begeistert.
Warum Marktzugang wichtig ist
Der Zugang zu einem größeren Markt für Steinpilze fördert die nachhaltige Wildpilzernte und Pilzverarbeitung. Die Geney Gemeinde sammelt die Pilze für den Eigenbedarf und bereichert somit den eigenen Speiseplan. Der Überschuss hat großes Marktpotenzial und schafft eine zusätzliche Einnahmequelle in Zeiten, in denen viele junge Menschen die Dörfer verlassen, um woanders ihr Glück zu versuchen. Derzeit ist Australien das bevorzugte Ziel, um ein besseres Einkommen zu finden.
In Bhutan sind Pilze ein vielversprechendes Produkt für den Markt, und während der regnerischen Sommermonate sind viele Gemeinden weitgehend auf Pilze wie den Matsutake oder Cordyceps angewiesen, um sich ihr Jahreseinkommen zu sichern. Steinpilze kommen zur gleichen Zeit im selben Habitat wie Matsutake vor, was das Sammeln effizienter und lukrativer macht und die Produktpalette erweitert.