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Ein Beitrag von Dorji Bidha (Drukgyel Farmers)
Für meine Großmutter und meine Tante ist die Landwirtschaft die Grundlage des Bruttonationalglücks (GNH). Meine Eltern, Großeltern und Verwandten – im Grunde alle Menschen in meinem Dorf – leben von der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Familien in meinem Dorf.
Landwirtschaft Früher und Heute
Vor einigen Jahrzehnten war das bäuerliche Leben nicht einfach, da unsere Felder eher aus einem steinigen und sandigen Boden bestanden, der für den Anbau von Feldfrüchten ungünstig war. Deshalb unternahmen unsere Vorfahren tagelange Wanderungen mit ihren Pferden, um die beste Erde von weit entfernten Berghängen zu holen. Am Abend erreichten sie ihr Zuhause und luden dann die mit fruchtbarer Erde gefüllten Säcke zu Hunderten auf ihren Feldern ab. Von allen Arbeiten war das Entfernen von kleinen Steinen aus den Feldern die härteste. Ich erinnere mich noch gut daran, wie mich meine Eltern als Gymnasiastin an den Wochenenden auf unsere Felder mitnahmen, um diese Arbeit zu verrichten.
Heutzutage bauen die meisten Bäuerinnen und Bauern eine Vielzahl verschiedener Feldfrüchte an und züchten Vieh. Sie kultivieren Reis, Weizen, Gerste und Kartoffeln, und züchten Rinder, Hühner und Schweine. Frauen wie meine Großmutter und Tanten pflanzen auch Hektarweise Chilis und Wurzelgemüse an. Die Pilzzucht bringt ihnen zusätzlich gutes Geld ein.
Die Landwirtschaft ist auch vielfältiger und fortschrittlicher geworden als in den 1990er Jahren. Es gibt Maschinen zum Pflügen und solche die beim Jäten und Ernten sehr hilfreich sind. Zusätzlich bauen wir Cash Crops an, um Einkommen zu erwirtschaften.
Harte Arbeit und Abwanderung in die Städte
Die Arbeit „im Dreck“ erfordert jedoch eine starke Hingabe, genügend Arbeitskräfte (Männer und Frauen) und zusätzliche finanzielle Unterstützung, um die manchmal recht einfachen aber für uns teuren Maschinen zu kaufen. Vor allem junge Bhutaner und Bhutanerinnen verlieren Interesse an der Landwirtschaft aufgrund der harten manuellen Arbeit und gelegentlichen Rückschläge, sowie dem Mangel an Maschinen und Geräten, die das Leben in der Landwirtschaft kennzeichnen. Zum Beispiel kaufte meine Großmutter vor kurzem größere Mengen an Saatgut, musste später aber alle Setzlinge entwurzeln, da sie aufgrund des „Verfallsdatums“ des Saatguts von zu geringer Qualität waren, um eine anständige Ernte zu erzielen.
Heutzutage entschließen sich viele Bauern und Bäuerinnen dazu ihre Höfe, die schon ihre Großeltern einst bewirtschaftet hatten, zu verlassen. Die Dörfer im Osten Bhutans zum Beispiel, sind gekennzeichnet von verlassenen Feldern, Hütten und Bauernhäusern (gungtong = „leeres Haus“). Früher beherbergten diese Gebäude die Ernte, sowie Vieh und Menschen.
Um heute in der Landwirtschaft erfolgreich zu sein, brauchen die Bauern und Bäuerinnen eine Schulausbildung und Kenntnisse zu modernen Technologien. Für lebenslange Bäuerinnen wie meine Tante, eine alleinerziehende und hart arbeitende Mutter, ist jedoch nur Hingabe nötig, um Landwirtschaft zu betreiben. Immerhin hat sie in den letzten 47 Jahren Landwirtschaft studiert! Trotzdem erkennt auch sie den Nutzen von Maschinen, vor allem von solchen, die die harte Arbeit auf dem Feld erleichtern.
Zu ihrer Freude bekam sie vor ein paar Wochen vom Verein Bhutan Network ein Grasschneidegerät mit einem speziellen Aufsatz für die Reisernte geschenkt. Das Gerät im Wert von Nu. 27, 858 (ca. 315 EUR) ist das bisher einzige, das sie in ihrem Leben geschenkt bekommen hat. Meine Tante ist daher unglaublich dankbar. Ihre Arbeit beim Gras- und Reismähen wird von nun an so viel leichter sein. Als alleinerziehende Mutter, ohne genügend Arbeitskräfte im Haushalt, ist ein solches Erntegerät auch eine Riesenerleichterung!
Warum Geräte und Maschinen einen Unterschied machen
Meine Großmutter besitzt viele Hektar Feucht- und Trockenland und wurde besonders in den letzten Jahren öfter dazu aufgefordert doch einen Teil ihrer Felder zu verkaufen, ein Mehrfamilienwohnhaus zu bauen oder kommerzielle Landwirtschaft zu betreiben, damit sie ein bequemeres Leben führen kann. Es gab eine Zeit in der sie dachte, dass dies der richtige Weg sein könnte. Andererseits hat sie seit je her eine starke Verbindung zu ihrem Boden und zu ihrer Arbeit in der Landwirtschaft. Zudem bewies die Corona Pandemie, dass diejenigen, die sie gedrängt hatten, das Land zu verkaufen, falsch lagen. Dank der Ernte die ihre Felder hervorbringen, konnte sie sich auch im Pandemiejahr weiterhin gut selbst versorgen und ernähren.
Jetzt ermutigt meine Großmutter ihren Neffen, sein Studium abzuschließen und ihr auf dem Hof zu helfen. Sie möchte sich selbst versorgen, den Überschuss verkaufen und die Felder im Familienbesitz behalten. Für junge Menchen wie ihn bietet die sanfte Modernisierung mit Geräten, Werkzeugen und Maschinen Anreize, da diese das Leben auf dem Hof und in der Landwirtschaft erleichtern.