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Im August 2019 organisierte Bhutan Network vier äusserst erfolgreiche Pilzworkshops für unsere lokalen Partner und Partnerinnen in Bhutan. Zudem nahmen auch viele Bhutaner und Bhutanerinnen teil, die sich für Pilze und Pilzesammeln interessieren. Anfänglich traten unsere Bhutan Network Partnerorganisationen KNC und Tang Farmers an uns heran, um die Möglichkeiten eines Workshops zur Pilzsammlung- und verarbeitung in ihren Dörfern zu diskutieren. Der Andrang und das Interesse vor Ort waren zu unserer freudigen Überraschung überwältigend! Die Begeisterung für alles Mykologische und die allgemeine Wissbegier zu Pilzen lassen uns nun in schönen Erinnerungen schwelgen.
Neue Freundschaften wurden geschlossen und auf langen Exkursionen in die sub-tropischen, blutegelverseuchten Laubwälder Zhemgangs und die sub-alpinen Nadelwälder Bumthangs wurde viel an Erfahrungen und Wissen ausgetauscht. Am Abend wurden Pilze, die bislang als ungenießbar galten, gemeinsam gekocht und verspeist, begleitet von Fachdiskusisonen, so groß war die Leidenschaft. Rezepte wurden ausgetauscht und über mögliche neue Pilzzubereitungen sinniert. Zwischendurch war Workshopleiter und Mykologe Daniel damit beschäftigt Pilze zu bestimmen, die von neugierigen NachbarInnen und anderen DorfbewohnerInnen vorbeigebracht wurden.
Diese Initiative zu allem was mit Pilzen zu tun hat,- unkompliziert, unbürokratisch und praxisorientiert – war nur möglich mit den Spenden einzelner UnterstützerInnen und Mitglieder, über eine zuvor aufgesetzte Schwarmfinanzierungsplattform. Der bekannte Mykologe Daniel Winkler von Mushroaming.com erklärte sich zudem bereit, die Workshops und Exkursionen speziell für Bhutan Network ehrenamtlich abzuhalten. Ein sehr großzügiges Angebot vor allem weil die Hauptzielgruppe aus Bauern und Bäuerinnen besteht, die das Jahr hindurch hart arbeiten müssen um über die Runden zu kommen!
Der Porcini Steinpilz
Der größte Hit war die Erkenntnis der bhutanischen TeilnehmerInnen, dass der Boletus reticuloceps, ein Steinpilz ähnlich dem Porcini und sehr verbreitet in Ura, ein besonders beliebter und hoch angesehener Speisepilz in Europa und den USA ist, und daher Potential zur Vermakrtung hat.
In Bhutan wurde dieser sehr schmackhafte Pilz (und wird es teilweise wohl noch länger) als ungenießbar angesehen und sogar beim Pilzesuchen oft zertrampelt oder „weggekickt“. Daniel zeigte unserer OFEP TeilnehmerIn und Bhutan Network Partnerin „Ongmo“ (Tshering Wangmo), wie dieser Porcini gesammelt und geputzt wird und auch im Elektro-Trockner dehydriert werden kann. Im Gegenzug erfuhr Daniel einiges über einheinmische Pilze, die vor Ort gesammelt und zubereitet werden, bzw. wie diese in der einheimischen Sprache genannt werden und welche Rolle sie für die Menschen spielen. Beim Kochen wird auch hier häufig nicht auf Käse und Chilli verzichtet!
Folgende wichtigen Punkte der Pilzsammlerei wurden in den Workshops besprochen:
– Korrektes Identifizieren von Wildpilzen: Dies setzt eine gründliche Wissensbasis um essbare und ungenießbare, sowie giftige Pilze voraus. Der Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung der besten Speisepilze und wie diese von ähnlichen ungenießbaren Pilzen unterschieden werden können. Von speziellem Interesse ist die sichere Bestimmung des bisher verschmähten Steinpilzes (Boletus reticuloceps), der in großer Anzahl wächst und am internationalen Speisepilzmarkt hoch begehrt ist.
– Vertrautheit mit dem Habitat essbarer Wildpilze: Dazu gehört das Wissen um die Symbiose von Mycorrhizapilzen mit Wirtsbäumen, wie zum Beispiel die Vergesellschaftung des bhutanischen Steinpilzes mit örtlichen Fichten.
– Nachhaltige Sammelpraktiken: Dazu zählt z. B. die Vermeidung des Sammelns von zu jungen Pilzen; Vermeidung des Sammelns von überreifen Pilzen, die, wenn sie es auf den Markt schaffen, keinen Speisewert mehr haben, aber doch noch eine Weile Sporen produzieren würden, wenn ungestört im Wald belassen. Auch die Verwendung geeigneter Sammelbehälter gehört dazu, so sollen z. B. Plastiksäcke vermieden werden, damit die Speisepilze im bestmöglichen Zustand aus dem Wald transportiert werden.
– Artgerechte Sammlung: Das betrifft vor allem das richtige Putzen während des Sammelns, die rasche Weiterverarbeitung von Pilzen nach der Ernte, das Wissen um Qualitätskriterien nach Klassen, etc.
– Richtige Verpackung und Lagerung: Ein ganz wichtiger Punkt, der sich mit angemessenen Verpackungsmaterialien auseindersetzt, um Schäden wie Fäulnis und Insektenbefall zu vermeiden.
Am Ende der 10-tägigen Workshop-Tour war klar, – Pilze sammeln macht großen Spass, ist hochansteckend und bringt Menschen zusammen! Wir hoffen, dass wir junge (und alte) Bauern und Bäuerinnen dazu inspirieren konnten, bisher auch als ungenießbar angesehene, aber sehr schmackhafte lokale Pilze saisonal zu vermarkten. Bei artgerechter Sammlung sind Pilze eine sehr nachhaltige Resource!
Wir möchten uns sehr bei unseren großzügigen GastgeberInnen bedanken, Thinley Wangdi und sein Team von KNC in Zhemgang sowie die Tang Farmers in Bumthang überboten sich an Gastfreundschaft.
Die Freude an den Workshops war sehr bewegend. Daniel und Ulli Cokl, Hauptorganisatorin der Workshops, wurden unter anderem zu Vorträgen und Gesprächen mit SchuldirektorInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Yebilaptsa Central School in Zhemgang, Tang Central School und Ura Central School in Bumthang eingeladen. Schulen sind ein ausgezeichneter Veranstaltungsrahmen, da hier die Begeisterung potentieller PilzsammlerInnen und MykologInnen nachhaltig geweckt werden kann.
Last but not least bedanken wir uns noch bei allen lokalen UnterstützerInnen wie unserer Repräsentantin in Bhutan, Karma Lhazom und unserem Workshopbegleiter Sonam Chophel.
Dank gilt auch unseren individuellen UnterstützerInnen, sowie Mushroaming.com und auch Bhutan Homestay für finanzielle Unterstützung und Hilfe mit der Logistik vor Ort.